DIARY: WEEK 9&10
23:47:00
Ich bin gefühlsmäßig ein sehr intensiver Mensch. Schöne Momente treiben mir oft die Tränen in die Augen, manchmal ist mein Herz in ganz alltäglichen Momenten so voller Glück, dass ich laut lache. Ich liebe unheimlich stark, seien es Freunde, Lebenspartner oder meine Familie, aber ich hasse dafür auch sehr heftig. Wer einen meiner Wutausbrüche miterlebt hat, weiß wie Jähzorn aussieht und wer mit mir Titanic gesehen hat, versteht das Wort Tränenbäche wahrscheinlich besser. Ich fühle und ich fühle viel.
Leider gehören zu dieser Emotionalität und Sensibilität, die gute Momente so wunderwunderschön machen auch meine dunklen Phasen. Es ging mir wirklich lange gut. Besonders die vielen Reisen im letzten Jahr, die ständig neuen Eindrücke und die viele Abwechslung haben mir dabei geholfen. Aber ich wusste eigentlich immer, dass nach so viel Hoch auch wieder ein Tief kommen wird und da bin ich gerade mitten drin. Als erfahrene Depressive atme ich also durch, esse gesund, gehe laufen, schlafe lange, schreibe am Abend schöne Dinge auf und generell viel in mein Tagebuch. Ich zwinge mich Freunde zu treffen und einmal am Tag an der frischen Luft zu sein und akzeptiere, dass ich manchmal in der Küche einfach losweine und nicht, weil ich Zwiebeln schneide.
Ich erkenne Hormonschwankungen, denn die setzen mir sehr zu und ich erzähle mir immer wieder, dass es bald wieder gut wird. I play by the rules. Ich tue das was gut tut.
Und trotz allem ist man drei schlechten Wochen kaputt. Denn auch wenn ein Lauf, ein Kaffee ein toller Brunch und toller Besuch helfen, so wache ich am nächsten Morgen wieder auf und die Depressionen sind nicht weg. Egal wie sehr die Sonne scheint bei mir ist im Moment noch oft Winter. Egal wie gut es läuft ich kann mich nicht wirklich freuen. Egal wie weit ich laufe, Frischluft genieße und liebe Menschen um mich habe, am nächsten morgen sitzt die Depression wieder auf meiner Brust und lacht sich ins kleine Fäustchen.
Das ist schwer. Und schade. Und enttäuscht mich oft. Ich mache natürlich weiter. Ich weiß ja aus jahrelanger Erfahrung auch, dass es wieder gut wird. Ich weiß, dass eigentlich alles bei mir in Ordnung ist. Ich weiß, dass ich nicht nur die Depression bin, dass mich so viel mehr ausmacht. Aber diese Woche war es hart und auch nächste Woche wird es wohl nicht viel besser. Und deswegen ist dieser Wochenrückblick etwas düster. Hoffen wir bald wird es auch hier fröhlicher.
Gelesen: Die Blechtrommel von Günther Grass. Es war ein Kampf, denn trotz lustiger, ironischer Sprache ist die Hauptperson mir einfach zu unsymphatisch. Außerdem viel Unilektüre, bin nun Globalisierungsexpertin (wofür auch immer das gut ist)
Gehört: Bastille, das ist einfach große Liebe. Die Jungs enttäuschen mich nur mit fehlendem Konzert in Kopenhagen, dafür in meiner Heimat Bremen. Was soll das ihr Lieben?
Gesehen: seeeehr viel Youtube und ein wenig deutsches Fernsehen via Lifestream gegen Heimweh.
Geliebt: Papas und Stiefmamas (schreckliches Wort) Besuch und mal wieder an die starke Schulter anlehnen.
Gehasst: das Ausdrucken meiner Erasmusbewerbung. 13 Seiten, achtmal kopiert und das in der Unibibliothek: da sind Feinde garantiert. Und ein Nervenzusammenbruch meinerseits eigentlich auch. Um Daumen drücken für einen Platz in England un Spanien wird gebeten :)
Gehofft: Auf besagte Erasmusplätze. Wird wohl auch noch die nächsten zwei Wochen für gebetet.
Entdeckt: neue Ecken in Malmö, unter anderem einen neuen Vietnamesen plus ein hübsches neues Kaffee, sowie endlich, endlich, endlich einen Frozen Yogurt Dealer
Frühstücken ist ja wahrlich eine meiner Lieblingsbeschäftigungen
Genau wie Frozen Yogurt und Kaffee in der Sonne. Das ist für mich Frühling.
Neben der 400 Kilometer-Grenze wurde auch die 400 Follower Marke bei Instagram geknackt, über mehr freue ich mich natürlich immer noch :)
Außerdem wurde dank Familienbesuch Kopenhagen und endlich mal das Schloss dort, sowie wieder einmal die wunderbare Kunsthalle in Malmö besucht.
Seelentrösterlein: der schon traditionelle Sonntagsbrunch mit den Girlies und Shopping!
3 Kommentare
Liebe Céline,
AntwortenLöschenhab vielen Dank für diesen wunderbar ehrlichen und berührenden Post. Ich bin unheimlich froh, dass du das öffentlich teilst und darauf aufmerksam machst, das Thema ist wirklich ein schwieriges und zerbrechliches, das man, meiner Meinung nach, sanft behandeln muss.
Ich suche jetzt schon seit einer halben Ewigkeit nach einer Mailadresse von dir bzw. dem Blog, weil ich dir gerne persönlich eine längere und nicht so öffentliche Nachricht geschrieben hätte.
Wenn du magst, kannst du mir ja eine Mail Adresse hier hinterlassen oder mir aber auf meine schreiben: calllie.dahl@gmail.com
Liebe Grüße,
Callie
hey, ich bin gerade zufällig auf deinen blog gestoßen und habe diesen post gelesen.
AntwortenLöschenich finde es beeindruckend, dass du so gut damit umgehst, mir ging es selbst eine lange zeit so und ich kann voll und ganz nachvollziehen, wie du dich fühlen musst.
hier also ein wirklich gutgemeintes "halt die ohren steif"!
liebe grüße, lea
Endlich endlich finde ich die Zeit, hier bei dir mal wieder ein paar Gedanken zu hinterlassen. Erstmal möchte ich dir sagen, dass ich deinen Text wahnsinnig ergreifend finde - und ich bin beeindruckt von deinem Mut darüber zu schreiben. Ich wünsche dir, dass das Tief sich bald wieder verzieht und du wieder schönere Gefühlsmomente hast! Was aber dringend angemerkt werden muss: Es ist wunderbar, Gefühle so intensiv wahrzunehmen, auch wenn es dann die dunkleren Zeiten gibt (ich erkenne mich in deinen Worten übrigens stark selbst wieder!).
AntwortenLöschenLasse dir eine Umarmung da! :*
Thanks so much for your lovely comments, constructive criticism and suggestions. I will try to answer all of you!