BOOKLOVER: MÄNGELEXEMPLAR

16:05:00

Wenn es etwas wirklich wundervolles gibt, dann ist das Gefühl sich komplett verstanden zu fühlen. Solche Momente gibt es vor allem mit sehr guten Freunden, der Familie und nach einigen sehr großen Caipirinhas. Ganz, ganz selten gibt es dieses wunderbare Gefühl auch beim Lesen eines guten Buches.
Hätte Sarah Kuttner durch eine seltsame Fügung Zugang zu meinen Gedanken, oder sich irgendwie in meinen Computer einhacken können, hätte sie in ihrem Roman meine Gedanken und Gefühle nicht besser beschreiben können.
Karo, die Hauptperson in Sarah Kuttners Erstlingswerk leidet wie so viele Menschen in unserer Generation unter Depressionen. Ihre Versuche mit ihrer Erkrankung umzugehen und sich wieder nach oben zu kämpfen, sind auf eine so tragische Weise komisch und so wundervoll erzählt, dass man den Roman in einem Zug durchlesen kann.
Gerade, wenn man selbst einmal eine schwere Zeit durch gemacht hat, oder wenn man ganz ehrlich ist, wenn man in unseren seltsamen Zeiten einfach ein Mensch mit einem kleinen Kopf voller großer Gedanken ist, liest man in diesem Buch sehr, sehr oft seine eigenen Gedanken und Gefühle und das auf so simple Art und Weise erklärt, dass man sich fragt, wieso man das nie richtig erklären konnte.
Es ist bereits das zweite Mal, dass ich Mängelexemplar lese und wie beim ersten Mal habe ich das Buch blitzschnell verschlungen und wie beim ersten Mal habe ich mich durch und durch verstanden gefühlt. Mein Lieblingszitat, als kleines Beispiel, wie schön Frau Kuttner die schrecklichen Wirren im Inneren eines Kopfes in einfache, lustige Worte fassen kann:


Ich bin ziemlich gut im Interressantsein, aber nicht so gut im Interessantmachen. Also, mich interessant machen. Im Sinne von: mich rar machen. Ich bin so was von da, präsent, allgegenwärtig in meinem Kopf, das ich einfach nicht so tun kann, als wäre ich es nicht. Auch nicht von anderen. Ich bin ein großer Fan vom "Ruf ihn nicht an, und er wird sich melden"-Spiel, aber eben auf die gleiche Art wie ich Fan von Leuten bin, die jonglieren können: Ich finde es toll, aber ich beherrsche es selbst nicht. Und ich bin zusätzlich auch noch zu ungeduldig, es mir beizubringen. Ich will Erfolge. Sofort
Wäre ich nicht so ungeduldig, könnte ich vermutlich springreiten, singen und sehr belesen sein. You can get it if you really want. Ich wante vermutlich nicht really genug. Auf der anderen Seite wante ich zumindest genug um ordentlich unzufrieden zu sein, es nicht zu getten.



Wenn ihr Lust habt mein Buch der Woche mit mir mitzulesen, checkt am Mittwoch mein Twitter- oder Instagram-Profil, oder den Hashtag #solskesbookoftheweek.

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